S. 6-9
Bitte, liebe Leser und Leserinnen, schauen Sie sich um im Kapitel: Liebe – die höchste Intelligenz.
Nur um einer weiteren Anregung willen, möchte ich in diesem Zusammenhang noch in Kürze auf R. M. Rilkes Aussage zu sprechen kommen: „Ich glaube an alles noch nie Gesagte“ (dies ist der 1. Vers des gleich lautenden Anfangs dieses Gedichts).
Der 24-Jährige schwer Depressive fand zu dieser Formulierung und in ihr wurde er sich offensichtlich eines SEINS gewahr, das sich in der Gestaltlosigkeit der Stille kundtut – also vorbegrifflich.
David Bohm’s Aussagen diesbezüglich lauten: „Für unsere Selbst-und Welterkenntnis muss Stille im Gehirn herrschen“ (S. 173). „Ein solcher leerer Raum könnte im Dialog entstehen, wenn eine Gruppe von Menschen einander wirklich vertraut und den rechten Geist der Gemeinschaft besitzt.“ … Dies würde „einen Einfluß ausüben, der über das, was einem einzelnen möglich wäre, weit hinausgeht.“
Als Menschheit haben wir große Entwicklungsmöglichkeiten des individuellen, wie auch kollektiven Bewusstseins. Allerdings gilt es radikal – sprich wurzelhaft vorzugehen.
Gerade für unsere heutige sich bedroht fühlende Gesellschaft, die gleichermaßen aggressiv wie bedürftig verkürzte Arbeitszeiten für „Flucht und Pause“ einfordert – (so zu hören im Hörspiel von Gesche Piening mit dem Titel „Wie viele Tage hat das Leben“), eine Gesellschaft, die sich unausgesetzt nach etwas Anderem sehnt – dieses Andere aber nicht findet. Dafür könnte Dialogführung ein Raum sein, notwendige Co- Kreativität bewusst zu praktizieren und fündig zu werden.
Schon der Kleine Prinz (von Antoine de Saint Exupéry) im Kapitel XXV sagt hellsichtig: „Die Leute schieben sich in die Schnellzüge, aber wissen gar nicht, wohin sie fahren wollen …Nachher regen sie sich auf und drehen sich im Kreise …“
Überreizt und voller Anspruchshaltungen – leidend an sich selbst – wohl am meisten am Mangel an Großherzigkeit – sind wir gefangen und halten uns in Gefangenschaft der Selbst-Monotonie, die in Sucht ihr Vergessen sucht. Oder: Blicken wir auf den Geschäftsmann im XXIII. Kapitel, so zählt er unablässig „kleine Dinger, die glänzen“- Sterne sind gemeint -, um sie zu besitzen – nichts damit machend – dieses Papier in eine Schublade sperrend.
Diese zum Himmel schreiende Sinnlosigkeit, wie sie auch Franz Kafka mit unheimlich scharfem Verständnis und wortgewaltig uns vor Augen führt und zu Gehör bringt z. B. in seiner Erzählung: ‚Die Verwandlung‘, ruft uns zur Verantwortung auf: Sinnfindung zu ermöglichen, schon allein um des zu erlebenden Mehrwerts willen für unser mitmenschliches Leben.
In meinem vorliegenden Buch wagte ich in 3-Teilen mich mitzuteilen und ein prätentionslos offen geführtes Miteinander-
sprechen anzuregen. Ich freue mich sehr, wenn wir in Resonanz miteinander kommen.
Abrundendes:
Möge für Sie, liebe Leserinnen und Leser, dieses Buch ein Beitrag und oder eine Ermutigung sein, Ihre Lebensreise auszurichten an der Möglichkeit co-kreativer Sinnfindung. Mögen wir nicht müde werden, stets aufs Neue deren Mehrwert auszuloten, stets aufs Neue herausgefordert, deren Fragwürdigkeit mit dem ‚Wissen um unser Nicht-wissen‘ zu durchdringen.
Nicht zuletzt möge sich vor allem den heute gängigen Liebespraktiken, wie : Speed-Dating, Tinder, Spontanfick, Gelegenheitssex, Situationshype,… die wohl einer unglaubwürdig gewordenen tiefen Sehnsucht nach ‚SichLieben‘ in Gang gekommen sind, eine n e u e Bewertung zugute kommen: sie sind zwar verglichen mit früheren Zwängen frei zu realisieren, aber deshalb nicht glücklicher machend.
Mögen wir Ausblick halten, Zuversicht wahren – vor allem auf die s t i l l e Stimme des Selbst achten – so der tiefen Sehnsucht nach einem glücklichen erfüllenden ‚Sich Lieben‘ mit entsprechender Selbstliebe uns öffnen.
Es muss doch nicht so bleiben, sagt Eva Illouz in ihrem Buch ‚Warum Liebe weh tut‘. Und fährt fort: Dass „wir nicht wissen, was wir wollen, weil wir gar nicht wissen, wer wir sind“. Das muss doch wirklich nicht so bleiben!
Selbsterkenntnis – Frag- und Sinnwürdigkeit zu kreieren ist ein großes Privileg. Das unbedingte JA zu mehr Selbstliebe, gepaart mit dem NEIN zu Missbrauch der Macht, segnet uns mit uns erfüllendem Leben, denn uns als Sich Liebende geht es immer um das unermessliche Ganze. Beherztheit ist uns allen eigen, so es uns ein tiefes Anliegen ist, dass das Wagnis Menschsein / Selbst-sein gelingen möge. Lassen wir uns also beherzt auf die uns tragende und wohl auch universal aufgetragene ständige Transformation bewusst ein. Im Sinne von zu erlebendem Mehrwert kann nur noch gesagt werden: Wir gewinnen alles!
SICH LIEBEN. Das bleibt.